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Vier Fragen an Christian Jeub

Mal ganz ehrlich – die wenigsten von uns hatten doch damit gerechnet, dass wir im März 2021 noch fast genauso wackelig planen würden wie im März 2020. Und da fragt man sich: Wie geht es denn nun weiter mit der Chormusik in Köln? Deshalb haben wir mal nachgefragt bei den »Chefs« unserer Netzwerk-Chöre. Unsere kleine Interview-Reihe »Vier Fragen an …« gibt einen Eindruck:

Lieber Christian Jeub, wie geht es Dir gerade?
»Mir persönlich geht es gut, ich habe meinen Weg durch diese Zeit der Einschränkungen gefunden und auch neue Impulse erhalten durch Fortbildungen, die ich online z.T. an amerikanischen Hochschulen besuchte. Dies wäre in normalen Zeiten nicht möglich. Das Musizieren in der persönlichen Begegnung vermisse ich natürlich sehr

Was war Dein persönliches musikalisches Highlight in 2020?
»Mein persönliches Highlight im Jahr 2020 war am 2. Februar unsere Aufführung des ›War Requiem‹ von B. Britten zum 75-jährigen Ende des Zweiten Weltkrieges. Es war ein ausdrucksvoller und ergreifender Abend mit etwa 200 Mitwirkenden. Das Konzert war zehn Tage vorher ausverkauft. Es war meine dritte Einstudierung und alles ist diesmal sehr rund aufgegangen.«

Wie halten sich Deine Chorsängerinnen und Chorsänger derzeit fit?
»Nach einer Phase von Präsenzproben im Spätsommer sind wir wieder zu Online-Proben zurückgekehrt mit den bekannten anderen Schwerpunkten. Manches kann man computergestützt besser erklären, manches ist auf diesem Weg nicht möglich, wie etwa gemeinsame Klangentwicklung.«

Welche Werke sind mit dem Chor für die Saison 2021/22 in Planung?
»Der Gürzenich-Chor Köln engagiert sich im Projekt ›1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‹ und möchte mit einer eigenen Konzertreihe jüdische Kultur sichtbar machen und zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Mit unserem Partner am Probenort, dem Gymnasium Thusneldastraße, wird ein Klezmer-Workshop für Schüler:innen angeboten und im Altenberger Dom führen wir Bernsteins ›Chichester Psalms‹ auf. Der renommierte Cellist Benedict Klöckner wird im Juli oder Oktober (je nach Corona-Schutzverordnung) Max Bruchs ›Kol Nidrei‹ aufführen.  Am 7. November 2021 spannt der Gürzenich-Chor Köln unter dem Titel ›The Promise of Living‹ den Bogen jüdisch geprägter Kompositionen von den Kölnern Jaques Offenbach und Max Bruch über Schubert, Weill, Whitacre zu Copland mit Prof. Guido Schiefen, Violoncello. Händels Oratorium ›Saul‹ erklingt am 29. Dezember in der Trinitatiskirche.

Im Jahr 2022 jährt sich die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Kölner Heinrich Böll zum 50. Mal. Im Rahmen eines musikalisch-literarischen Abends am 15. Mai 2022 liest sein Sohn Auszüge aus dem ›Irischen Tagebuch‹ in der Trinitatiskirche. Der Gürzenich-Chor Köln musiziert am ›Irish Evening‹ irische Chorkompositionen von C. V. Standford, aber auch bekannte Arrangements über ›Londonderry Air‹, ›Molly Malone‹, ›The last rose‹. Die in Irland lebende und aus Köln stammende Künstlerin Stefanie Brüning präsentiert dazu eine Fotoausstellung irischer Landschaftseindrücke. Am 12. Juni 2022 konzertiert der Gürzenich-Chor im Altenberger Dom Gabriel das ›Requiem‹ von Fauré sowie F. Mendelssohn Bartholdys ›Hör mein Bitten‹.«

[Christian Jeub ist Künstlerischer Leiter des Gürzenich-Chors Köln.]